Schmutzig, gelandet auf dem Erdboden und zugleich sehnsüchtig nach dem Ursprung im Wasser. Geschlüpft und schlüpfrig, Sonnenstrahlen kitzeln den Bauch. Was mag es bedeuten, in jenen, unter dem Beton der Zivilisation versiegelten, „niederen“ Erfahrungsschichten die Kostbarkeit des Lebens zu erahnen?
Anschließend an eigene persönliche, mit seiner körperlichen Behinderung verbundene Erfahrungen der gemeinsamen, spielerischen Nähe zum Boden, entwirft Michael Turinsky in seiner neuen Arbeit "Soiled" vorm Hintergrund des Anthropozäns eine Utopie des Menschlichen, die dem aufrechten, zivilisierten geradlinig voranschreitenden, aseptischen, klar abgegrenzten, endlos produktiven und gerade darin endlos destruktiven Körper einen bodennahen, zyklischen, pulsierenden, metabolischen, permeablen, unsauberen Körper entgegen setzt und ebendiesen Körper als zutiefst menschlichen Körper behauptet – einen Körper, der die eigene Organizität lustvoll auskostet, einen Körper, der in das dunkle Pool früher Erinnerungen eintaucht und eben daraus das verbindende Milieu einer aufkeimenden, neuen Gemeinschaft schöpft.
"Soiled" öffnet einen imaginativen Raum, der eine Gegenwärtigkeit des Schreckens nicht leugnet und dennoch die zerfließenden Bilder des Vergangenen aufbewahrt in den sich abzeichnenden Konturen einer freudvoll bewohnbaren Zukunft.
Choreografie: Michael Turinsky
Performer*innen, choreografische Mitarbeit: David Bloom, Sophia Neises, Liv Schellander
Musik: Tian Rotteveel
Audiodeskription: Monique Smith- McDowell
Bühne, Kostüm: Jenny Schleif
Licht, Technische Leitung: Benjamin Maier
Dramaturgische Beratung: Gabrielle Cram
Creative Collaborator: Tanja Erhart
Produktion: Anna Gräsel
Eine Produktion von Michael Turinsky / Verein für philosophische Praxis, in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg, Tanzquartier Wien, HAU Hebbel am Ufer, PACT Zollverein Essen, Künstler*innenhaus Mousonturm und Hessischem Staatsballett im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main, unterstützt durch die Stadt Wien.